Scientific Meeting: "Digitale Medien in der Ernährungskommunikation"

13. Juni 2017

Expertengespräch des Kompetenzclusters Diet-Body-Brain am 09. Mai im Festsaal der Universität Bonn.

Mehr als 50 geladene Gäste trafen sich zum BAEN Café (Bonner Agrar- und Ernährungsnetzwerk) im ehemaligen Speisesaal des Kölner Kurfürsten.

Zum Thema „Digitale Medien in der Ernährungskommunikation" berichteten Rebekka Wolf von der Nestlé Deutschland AG sowie Maria Rutz von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Mobile Technologien fügen sich nahtlos in unser Alltagsleben ein und die Nutzung steigt in allen Altersgruppen kontinuierlich an. Eine Nutzen- Risikoabwägung ist erforderlich.

Die Art und Weise, wie Ernährungswissen vermittelt wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend verändert, wie Ernährungswissenschaftlerin Rebekka Wolf ausführlich darstellte.

Blicken wir im Jahr 1995 auf fast schulähnliche Beraterkurse sowie 1:1 Ernährungsberatung mit festem Termin, so entwickelte sich die Vermittlung von Ernährungswissen weg von einer Face-to-Face Ernährungsberatung hin zur Nutzung von statisch-informativen Ernährungsplattformen, -videos und -apps sowie Ernährungs- und Fitnessprogrammen.

Über diese kann Ernährungswissen jederzeit online abgerufen und genutzt werden. Communities und Food Blogs ermöglichen den persönlichen Austausch innerhalb einer online-Gemeinschaft sowie die Weitergabe von Wissen. Allerdings fehlen dabei die individuelle Übermittlung von Ernährungswissen und eine direkte, persönliche Interaktion mit einem Experten, die wesentlich für eine personalisierte Vermittlung von Ernährungswissen sind. Derzeit arbeiten viele Anbieter an lernenden Algorithmen, die personalisierte Empfehlungen für ihre User generieren können.

Da Gesundheits-Apps in der Prävention eine Möglichkeit bieten, die breite Bevölkerung zu erreichen und vor allem auch Personen, die zuvor keine professionelle Hilfe aufsuchten, macht ein gezielter Einsatz der neuen Technologien eine Nutzen- und Risikoabwägung notwendig. Die CHARISMHA-Studie (CHAnces and RISks of Medical Health Apps) hat eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme zum Thema Gesundheits-Apps und Prävention durchgeführt, deren Ergebnisse Maria Rutz – Expertin für Gesundheitsförderung und Prävention – vorstellte.

Nach einer systematisch durchgeführten Literaturrecherche zum Thema „Prävention und Gesundheits-Apps“, die um eine Handsuche ergänzt wurde, konnten 86 Studien der 1149 Treffer inkludiert werden. Die Apps in der Prävention sind vorwiegend für Laien konzipiert. Unterschiedliche Settings und verschiedene soziale Gruppen werden dabei kaum berücksichtigt. Analysen der Inhalte der Apps zeigen, dass Ernährungs-Apps nicht auf evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen basieren. Aussagen über langfristige Erfolge durch die Apps können bislang noch nicht getroffen werden, da der Zeitraum des Follow-ups in den Studien meist sehr kurz angesetzt ist.

Zukünftig ist eine Evaluation und Strukturierung der bereits vorhandenen Apps und Studien in Bezug auf Evidenz, Nutzungsdauer und Wirkung sinnvoll. Insbesondere vulnerable Gruppen sind derzeit kaum in den Studien eingeschlossen. Aufgrund der sich schnell entwickelnden Technologie müssen dafür auch neue, qualitätsgesicherte Methoden entwickelt werden.

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