INSIGHT DietBB: Diät zur Alzheimerpävention?

09. Mai 2018

Debora Melo van Lent ist Doktorandin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und forscht für das Kompetenzcluster DietBB. Die junge Wissenschaftlerin ist international vernetzt und studentische Vertreterin in der Professional Interest Area (PIA) Ernährung und Demenz der Alzheimer’s Association International Conference (AACI).

DietBB: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Was machen Sie genau am DZNE?
Melo van Lent: Ich bin Ernährungsepidemiologin und seit Oktober 2015 Doktorandin am DZNE, in der Arbeitsgruppe von Professor Michael Wagner. Dort untersuche ich den Einfluss von Ernährung im Zusammenhang mit Demenz.
DietBB: Und wie untersuchen Sie einen möglichen Zusammenhang zwischen Ernährung und Demenz?
Melo van Lent: Ich arbeite mit Daten aus zwei Kohortenstudien: der AgeCoDe-Studie und der DZNE - Longitudinalen Studie zu Kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz (DELCODE). AgeCoDe ist eine multizentrische Kohortenstudie in Deutschland, die Daten zur kognitiven Leistungsfähigkeit und Demenz bei Personen im Alter von über 75 Jahren sammelt. Die DELCODE Studie ist eine prospektive Kohortenstudie, an der Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko teilnehmen.
In AgeCoDe untersuche ich Ernährungsfaktoren und mögliche Zusammenhänge mit Demenz von der Mikro- bis zur Makroebene. Derzeit untersuchen wir die Assoziationen zwischen Mikronährstoffen wie Vitamin D und dem Risiko an einer Demenz zu erkranken bzw. der kognitiven Abnahme. Darüber hinaus untersuchen wir den Zusammenhang zwischen einzelnen Lebensmitteln und der Alzheimer-Demenz, der kognitiven Abnahme und Gedächtnisverlust.
In DELCODE untersuche ich Ernährungsmuster in Bezug auf Kognition, Gehirnstruktur und Biomarker für Alzheimer-Demenz, wie beispielsweise das Beta-Amyloid. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Ernährungsmustern und Biomarkern der Alzheimer-Demenz ist neu, und es gibt nicht viele Kohortenstudien, die dies untersuchen. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und die geplanten Nachuntersuchungen.
DietBB: Sie sind Co-Autorin einer Übersichtsarbeit über elf Kohortenstudien. Was wurde dort untersucht?
Melo van Lent: Diese Arbeit war eine Kooperation mit internationalen Forschungsgruppen, unter der Federführung der Abteilung für genetische Epidemiologie des Erasmus Medical Centers in Rotterdam. Unsere Arbeitsgruppe hat mit Daten aus der AgeCoDe-Studie beigetragen. In zwei Kohorten wurden 15 Metaboliten gefunden, die mit allgemeinen kognitiven Fähigkeiten und/oder Demenz assoziiert sind. Die Analysen wurden von 11 Kohorten repliziert und meta-analysiert (n=22.000). Unter anderem wurde festgestellt, dass ein hoher Plasmaspiegel an Docosahexaensäure mit einem reduzierten Demenzrisiko verbunden ist.
DietBB: Wie kam es dazu, dass Sie dieses Paper geschrieben haben?
Melo van Lent: PD Dr. Alfredo Ramirez, ebenfalls Teil des Kompetenzclusters DietBB, hat mich und Holger Wagner gebeten, die Analyse für die AgeCoDe-Studie durchzuführen. Darüber hinaus war ich als Gastforscherin der epidemiologischen Abteilung des Erasmus Medical Centers tätig.
DietBB: Es gibt eine Fülle an Untersuchungen, die nahelegen, dass der regelmäßige Verzehr bestimmter Lebensmittel, wie z. B. fettem Fisch, präventiv auf die Demenzentstehung wirken könnten. Wird es in naher oder ferner Zukunft eine „Anti-Demenz-Diät“ geben?
Melo van Lent: Es gibt mehrere Forschungsgruppen, die an einer demenzpräventiven Ernährung arbeiten. Die Forschungsgruppe von Prof. Martha Clare Morris, einer Schlüsselfigur auf dem Gebiet der Ernährungs- und Demenzforschung, hat kürzlich den Zusammenhang zwischen der MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay), der kognitiven Abnahme und der Demenz veröffentlicht. Diese Diät ist eine Kombination aus der mediterranen und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), bei der der regelmäßige Verzehr von Fisch, Olivenöl, Beeren und grünem Blattgemüse empfohlen wird. Ich bin sehr daran interessiert, Ernährungsmuster in Bezug auf Demenz zu untersuchen. Im Frühjahr 2017 konnte ich die Framingham Heart Study besuchen und die MIND-Diät in der Arbeitsgruppe von Prof. Sudha Seshadri erforschen. Hier in Deutschland werde ich diese Forschungserfahrung nutzen, um dieses Ernährungsmuster in der DELCODE-Studie zu untersuchen.
DietBB: Zusätzlich haben Sie noch ein verantwortungsvolles und zeitintensives Ehrenamt. Was machen Sie da?
Melo van Lent: Ich bin nicht nur Mitglied von ISTAART (International Society to Advance Alzheimer's Research and Treatment), sondern auch Praktikantin der Gruppe Nutrition Metabolism and Dementia Professional Interest Area (PIA). In dieser Gruppe haben Experten die Möglichkeit, sich zu vernetzen und Kooperationen einzugehen. Meine Aufgaben sind z.B. die Teilnahme an monatlichen Telefonkonferenzen und die Erstellung eines Updates alle 3 Monate über neu veröffentlichten Studien für unsere PIA-Mitglieder. Ich war kürzlich an einem PIA-übergreifenden Manuskript beteiligt, das in Kürze veröffentlicht wird, und ich bin derzeit am ersten Whitepaper der PIA selbst beteiligt.
DietBB: Frau Melo van Lent, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche weiterhin gutes Gelingen

 

Text und Interview: Dr. Maike Gutmann, DGE (TA6)

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