DietBB Seminar Series: Beeinflusst die Mikrobiota unseren Energiehaushalt?

30. Januar 2018

Diese Frage stand im Zentrum des ersten DietBB-Seminars des Jahres 2018. Vor rund 30 Teilnehmenden stellte Dr. Filipe De Vadder, Wissenschaftler am Krebsforschungszentrum in Lyon, neue Erkenntnisse zu den Zusammenhängen von Mikrobiota (früher auch Darmflora genannt) und Energiehaushalt vor.

„Unter den Bakterien der Mikrobiota herrscht eine hohe Vielfalt: während der Mensch ein Genom mit ca. 23 000 verschieden Genen hat, kommt die Mikrobiota auf über zwei Millionen unterschiedliche Gene“, leitete De Vadder in die Thematik ein. Diese Vielfalt ist Objekt zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Beispielsweise konnte bei übergewichtigen Menschen eine andere Zusammenstellung der Bakterien festgestellt werden als bei nicht übergewichtigen Personen. Diese Beobachtung brachte Wissenschaftler auf die Idee, dass die Mikrobiota bei der Regulation des Energiehaushalts eine Rolle spielen könnte.

In der Adipositas-Forschung haben sich lösliche Ballaststoffe aus Obst und Gemüse als den Stoffwechsel und die Gewichtsregulation begünstigende Faktoren gezeigt. Sie dienen den Bakterien im Darm, besonders im Kolon, als Nahrung. Während des Abbaus dieser Oligosaccharide durch die Bakterien entstehen im Stoffwechsel neue Verbindungen wie zum Beispiel die kurzkettigen Fettsäuren Acetat, Butyrat und Propionat. „Aktuell geht man davon aus, dass diese kurzkettigen Fettsäuren die Gluconeogenese in den Zellen der Darmwand aktiviert und anschließend Glucose in die Pfortader ausgeschüttet wird. Dadurch wird unteranderem ein Signal an das Gehirn gesendet, das Hunger und Sättigung regulieren kann und damit den Energiestoffwechsel beeinflusst.“ De Vadder konnte kürzlich im Maus-Modell zeigen, dass die Vorstufe von Propionat, das Succinat diese Eigenschaft besitzt. In wie weit diese Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auf den Menschen übertragen werden können, muss nun in klinischen Interventionsstudien weiter untersucht werden.
Offensichtlich steht die Forschung erst am Anfang die Mechanismen und komplexen Zusammenhänge zwischen der Mikrobiota im Darm und dem Gehirn (zentralen Nervensystem) zu verstehen.

Krebsforschungszentrum in Lyon

Text: TA6, Dr. Maike Gutmann, DGE

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